„Amusement de Mars -„La Oggersheim“
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Krieg und Musik
Über „Amusement de Mars -„La Oggersheim“
In Op. 6 Amusement de Bellone, ou Les plaisirs de Mars - für 1 und 2 Drehleiern, Musettes de Cour (Sackpfeifen), Traversflöten oder Oboen und B.C. (Basso Contionuo), des französischen Komponisten und Oboisten Nicolas Chedeville (1705-1782) am Pariser Hof aus dem 18. Jahrhundert befindet sich als letzter Satz der 2. Suite mit dem Titel „Amusement de Mars“ der Satz „La Oggersheim“ (Legerem sans vistesse – leicht ohne Eile.)
Op 6. besteht insgesamt aus vier Suiten mit jeweils mehreren Sätzen-
Dem Satz „La Oggersheim“ gehen als Sätze voran:
Le Plaisirs de Bellone (moderement) -moderat
Le Ilversheim (muzette, gracieusement) tänzerisch, anmutig
La Niderulm & Oberulm (fanfare, gayment / 2me fanfare gayment) -heiter
La Bermersheim (sarabande)
La Benheim (rondeau, legerement) -leicht
Chedeville widmet das Werk dem Prinzen von Conti, Louis François de Bourbon (1717-1776). Conti nahm an den französischen Feldzügen am Rhein von 1733 bis 1735 teil, welche die französische Krone unternahm, um nach dem Tode König August II des Starken im polnischen Thronfolgekrieg die Thronfolge und die Machtverhältnisse in Europa zugunsten Frankreichs zu entscheiden. Russland und Österreich, das mit der österreichischen Niederlande bis an den Rhein an die kurpfälzischen Territorien am Niederrhein um Jülich heranreichte, wollten die Rückkehr des Schwiegervaters des französischen Königs, Stanislaus I. Leszczyński, auf den polnischen Thorn verhindern.
Stanislaus I. Leszczyński hatte von 1714 bis 1718 im schwedisch regierten Herzogtum Pfalz-Zweibrücken in einem eigens erbauten Lustschloss in Zweibrücken und anschließend in den sicheren französischen Garnisonsstädten Landau (Pfalz) und Weißenburg (Elsaß) residiert. Mit der Heirat seiner Tochter Maria mit dem französischen König Ludwig XV. zog Stanislaus im Jahr 1725 nach Schloss Chambord an der Lorie.[1]
Der pfälzische Kurfürst Karl Philipp hatte sich 1729 im Vertrag vom Marly von Frankreich und Kur-Bayern den Besitz am Rhein um Jülich und Berg garantieren lassen.“[2] Im Gegenzug hatte sich Kurpfalz und Kur-Bayern verpflichtet „keine Interessen Frankreichs zu verletzen und im Falle eines Reichskrieges neutral zu bleiben.“[3]
1733 trat der der Fall ein. Frankreich erklärte dem römischen deutschen Kaiser (und österreichischen Habsburger), Karl VI, am 10. Oktober 1733 den Reichskrieg.
So wurden die auch die kurpfälzischen Territorien Aufmarsch- und Kampfgebiet in jenem Polnischen Thronfolgekrieg.
„Am Ende des ersten Kriegsjahres (1733) bezog Conty wie alle Soldaten sein Winterquartier, kehrte nach Paris zurück, wurde Vater und kehrte 1734 zurück, um gegen Prinz Eugen zu kämpfen. 1735 beschränkte sich der Krieg darauf, die Armee von einem Lager zum anderen zu verlegen: vom Lager Weinholsheim zum Lager Bermersheim. [… ] Damals, während der Kriege, kehrten die Fürsten aus ihren Winterquartieren nach Hause zurück und nahmen ihr gesellschaftliches und kulturelles Leben wieder auf. Die Künste und insbesondere die Musik wurden dann von Mäzenen wie dem Prinzen von Conti oder dem Herzog von Gramont beispielsweise unterstützt, die Orchester unterhielten. Das künstlerische Leben, das sich unter Ludwig XIV. am Hofe von Versailles entwickelte, setzte sich in der Hauptstadt, aber auch in allen großen Städten fort, in denen feste Aufführungssäle gebaut wurden, um Theaterstücke und Konzerte zu geben, bei denen Profis und Amateure das Stichwort gaben […]. Im März 1736 wurden diese von Nicolas Chédeville geschriebenen Vergnügungen veröffentlicht. In seiner Widmung lesen wir, dass er diese Melodien zu Ehren des Feldzugs geschrieben hat, den er nach dem Prinzen von Conti unternommen hat, und uns erklärt, dass er jede Absicht hat, kriegerische Bilder auszudrücken. […]
Da es sich bei diesen Vergnügungen allesamt um Berichte von Schlachten handelte, erscheint es uns logisch, die Kriegsgöttin Bellona und den Kriegsgott Mars zu erwähnen.“[4]
Vier Vergnügungen, die aus mehreren Suiten bestehen
1. Suite: Amusement de Bellone
2. Suite: Amusement de Mars
3. Suite: Amusement militaire
4. Suite: Amusement Palatine, dessen letztes Stück Amnesty heißt.
Die Ortsbezeichnungen in den Sätzen sind im großen und ganzen übereinstimmend mit den militärischen Operationen von 1733, 1734 und 1735 auch durch den Geograph und Kartograph des Königs, Georges Louis Le Rouge, festgehalten worden.
Quellen:
https://centrepatrimoineimmateriel.fr/une-oeuvre-de-nicolas-chedeville/ (Download vom 30.01.2022)
-Musiques populaires et musiques savantes au XVIIIe siècle recherche et diffusion (Populäre Musik und ernste Musik im 18. Jahrhundert -Forschung und Verbreitung)
-„Stanislaus I. Leszczyński“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. Dezember 2021, 15:49 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Stanislaus_I._Leszczy%C5%84ski&oldid=218011620 (Abgerufen: 30. Januar 2022, 12:24 UTC)
- „Nicolas Chédeville“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Juni 2021, 21:29 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nicolas_Ch%C3%A9deville&oldid=213208095 (Abgerufen: 30. Januar 2022, 11:24 UTC)
- „Louis François I. de Bourbon, prince de Conti“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. September 2021, 16:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Louis_Fran%C3%A7ois_I._de_Bourbon,_prince_de_Conti&oldid=215558347 (Abgerufen: 30. Januar 2022, 12:37 UTC)
WERNER HESSE: HIER WITTELSBACH - HIER PFALZ. DIE GESCHICHTE DER PFÄLZISCHEN WITTELSBACHER VON 1214-1803 LANDAU 1986
-https://militarymaps.rct.uk/war-of-the-polish-succession-1733-8/theatre-de-la-guerre-en-allemagne-0
Einzelnachweise:
[1] „Stanislaus I. Leszczyński“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. Dezember 2021, 15:49 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Stanislaus_I._Leszczy%C5%84ski&oldid=218011620 (Abgerufen: 30. Januar 2022, 12:24 UTC)
[2] WERNER HESSE: HIER WITTELSBACH - HIER PFALZ. DIE GESCHICHTE DER PFÄLZISCHEN WITTELSBACHER VON 1214-1803 LANDAU 1986, S. 189.
[3] EBENDA.
[4] https://centrepatrimoineimmateriel.fr/une-oeuvre-de-nicolas-chedeville/ (Download vom 30.01.2022)